Lavaredo Ultra Trail 2016

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Der Lavaredo Ultra Trail 2016 in seiner 10. Auflage – der Wahnsinn.

Ende des letzten Jahres hab ich einfach mal so gesagt, wenn ich die UTMB Punkte habe, dann bewerbe ich mich für den Lauf in Cortina. Tja und dann ist es passiert, dass ich unter knapp 3000 Anmeldungen einen der begehrten Startplätze hatte. Ehrlich gesagt, hab ich da noch nicht genau gewusst, was da auf mich zukommen würde. Aber schon im Winter hab ich mich dann mehr auf die Kraftausdauer konzentriert, bin, soweit es möglich war, ein bisserl durch die Gegend gelaufen, hab ab und an mal mit den Schneeschuhen eine Runde gedreht und das Eishockey spielen etwas zurück gestellt. Schon bald war ich mit Julia Böttger in Kontakt, weil ich mir dachte, es schadet nicht, wenn du hier professionelle Hilfe zum Training usw. bekommst.
Heute, nachdem ich den Lauf gerockt habe, kann ich sagen, dass das absolut sinnvoll war.

2016-06-27 126Die Anreise nach Cortina D’Ampezzo war am 22. Juni 2016. Das Wetter war bisher Klasse und auch ein paar Tage vorher konnte man schon im Ort die Spuren des Lavaredo Ultra Trails sehen. Mein Hotel war knapp 1 km vom Start/Ziel entfernt – also ganz gut gelegen. Am Donnerstag den 23.06. holte ich mir die Startnummer, schaute mich auf der Expo etwas um, habe am späten Nachmittag die Teilnehmer des Skyraces angefeuert und abends noch einen Vortrag von Rory Bosio und Fernanda Marciel angehört.

Am Freitag den 24.06. verging die Zeit immer schneller. Nachmittags versuchte ich noch irgendwie zu schlafen, aber total erfolglos. So machte ich mich dann am späten Nachmittag auf zur Nudelparty. Ich setzte mich bewaffnet mit meiner Pasta einfach zu einem Laufkollegen. Wie es so ist, kommen wir halt ins Gespräch und ich dachte mir schon, das ist wohl kein Anfänger, wenn ich von den Läufen hörte, an denen er schon teilgenommen hat. Auf seine Frage hin, was mein Ziel sei, war ich ehrlich und sagte, Überleben wär super. Natürlich kam die Gegenfrage und er meinte, so unter den ersten Drei sollte es schon klappen. Mit ist fast die Kinnlade runtergefallen. Als ich nach seinem Namen fragte und er meint er ist der Andy Symonds, war mir klar, der meint das ernst und wer die Ergebnisliste gesehen hat weiß, der Typ hat (glaube mit neuem Streckenrekord) gewonnen.

2016-06-27 181Kurz vorm Start hat es richtig geschüttet und ein sattes Gewitter ist über Cortina gewesen. Aber ich glaube 5 Minuten vor dem Startschuss um 23 Uhr hat es aufgehört zu regnen. Die Stimmung am Start war der Wahnsinn, man ist sich vorgekommen wir 100so ein kleiner Superstar. Pünktlich um 23 Uhr ging es los und die 1500 Läufer machten sich auf den Weg. Der Tross setzte sich in Bewegung in Richtung Lago di Misurina und weiter zum Aufstieg des Rifugio di Auronzo unterhalb der Drei Zinnen. Der Aufstieg zum Rifugio ging mir extrem in die Knochen, ich war eigentlich schon fertig mit der Welt, aber ich sag es euch, die Suppe auf der Hütte hat neue Lebensgeister geweckt. Vorbei an den Drei Zinnen ging es dann runter Richtung Cimabanche, wo eine Drop Bag Station war. Der Weg dahin war für mich abartig. Bergab bin ich noch gelaufen, aber unten wollten meine Beine einfach nur gehen und keinen Schritt laufen, also war Power Walking angesagt bis zu der Verpflegungsstelle.

130Über Cimabanche und Forc. Lerosa kam dann der massive und sehr schwierige Anstieg nach Col dei Bos. Es war sehr heiß und während andere Läufer immer irgendwie versuchten, trocken über die Flüsse zu kommen, bin ich einfach durch – das war sogar sehr angenehm. An laufen hat bei diesem Anstieg keiner mehr gedacht, das Ganze hat fast wie eine Zombie-Wanderung durch die Dolomiten ausgesehen. Über Rifugio Col Gallina ging es weiter zum Rifugio Averau. Mittlerweile hat sich das Wetter gedreht, Wind und Regen wurden stärker. Auf der Hütte am Rifugio Averau hat uns der Hüttenwirt Tee serviert und wer die Regenklamotten nicht schon an hatte, zog spätestens jetzt seinige an. Irgendwie hätte mir das Ganze schon gereicht, aber jetzt war es ja auch schon egal. Es ging weiter zum Passo Giau. Dort bin ich auf Uwe getroffen. Nachdem es schon etwas dunkler wurde, haben wir beschlossen, dass wir beide gemeinsam weiterlaufen. Eine echt gute Entscheidung, denn wird durften dann ein Gewitter auf über 2200 Meter erleben. Also ein Spaß ist das nicht und ich war heilfroh um jedes Teil meiner Pflichtausrüstung und um Uwe (denke auch Uwe um mich). 306Angetrieben von dem Gewitter haben wir wieder richtig Speed aufgenommen, bis dann die zwei kleinen Zacken im Profil kamen. Boa, waren die steil. Aber wir wussten auch, dass es danach fast nur noch bergab geht. Das Wetter wurde insofern besser, als dass es nur noch aus Kannen regnete und nicht mehr donnerte und blitzte. Über den Croda da Lago ging es dann im Dunkeln zurück ins Tal. Es war extrem rutschig und das konnte ich noch am eigenen Leib erfahren, als ich den Halt verloren habe und auf dem Hintern landete. Nach der steilen Passage ist es dann sehr moderat nach Cortina gegangen und selbst um 23 Uhr wurden wir noch gefeiert wie die Helden, als wir eingelaufen sind.

400Insgesamt konnte ich von den 1500 Startern den 581 Platz mit einer Zeit von 24:04:59 erzielen. Ich bin extrem stolz, bin ich doch noch nie soweit gelaufen. Ehrlich gesagt bin ich bei diesem Lauf voll an meine Grenzen gestoßen, sowohl körperlich als auch mental, aber wenn es ein Lauf wert war, an diese zu gehen, dann war es sicher der Lavaredo Ultra Trail.

 

 

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